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Was macht ein „gutes“ Betriebspraktikum aus?

Wie lässt sich sicherstellen, dass die Betriebspraktika auch an Ihrer Schule ihr volles Potenzial entfalten?

Zur Erinnerung: Aus Befragungen und Studien ist bekannt, dass Betriebspraktika besonders dann wirksam sind, wenn sie gut vorbereitet sind, d.h. wenn „Verlegenheitswahlen“ vermieden werden und allen Beteiligten klar ist, wieso, weshalb und warum ein Betriebspraktikum ein sehr wichtiger Schritt auf dem Weg in die eigene Selbstständigkeit ist.
Es gibt einige Aspekte, die Sie bei der schulorganisatorischen Verankerung, der jahrgangsstufenbezogenen Vorbereitung, der individuellen Begleitung sowie der schüler:innenorientierten Nachbereitung beachten können. Um diese Punkte soll es hier gehen.

Was ist bei der Vorbereitung, Durchführung & Nachbereitung zu beachten?

Vorbereitung

Schul- & Personal-Ebenen

  • Lehrkräfte, die Praktika betreuen, stimmen sich untereinander ab (bzgl. Organisation, Aufgaben, Beratung, Begleitung, Kooperation mit Unternehmen etc.).
  • Die Übersicht über potenzielle Praktika-Institutionen ist aktualisiert, Kooperationsvereinbarungen etc. liegen vor.
  • Ein Elternabend ist geplant/durchgeführt: Eltern/Erziehungsberechtigte sind/werden sensibilisiert, dass bei der Praktikumswahl die Interessen und Wünsche der Kinder berücksichtigt werden sowie, dass pragmatische Lösungen (Praktikum bei Verwandten bzw. Edeka/Kita „um die Ecke“) nicht zwangsläufig die besten sind. Auch die Sensibilisierung für das Absolvieren der Praktika in „vermeintlich geschlechtsuntypischen“ Berufsfeldern ist ratsam (ggf. Expert:innen einladen). Gleichermaßen ist es sinnvoll, Hürden abzubauen, vor denen Erziehungsberechtigte stehen, die mit dem (akademischen/dualen/schulischen) Ausbildungssystem nicht vertraut sind – u.a. weil sie selbst andere Bildungswege durchlaufen haben. Die Unterstützung ihrer Kinder in schulischen Angelegenheiten stellt auch Alleinerziehende vor besondere Herausforderungen. Neben „klassischen“ Elternabenden sind auch Elternbriefe, digitale Treffen o.ä. ein möglicher Weg.
  • Unternehmen/Einrichtungen werden über die Zielsetzungen, Inhalte und Aufgaben der Praktika informiert (z.B. Brief, Telefonat).

 

Unterrichts-Ebene

  • Schüler:innen benötigen ausreichend Zeit, um einen für sie passenden Praktikumsplatz auswählen zu können (siehe Info-Box: Welche BO-Maßnahmen liegen sinnvollerweise vor einem Betriebspraktikum?).
  • Bewerbungstraining: Bewerbungsschreiben bzw. zumindest Absprache und Befähigung zur Kontaktaufnahme mit der Praktikumseinrichtung (Wie führe ich ein Telefonat? Was gehört in eine eMail usw.)
  • Praktikumsziele sollten schriftlich festgehalten werden: Schüler:innen formulieren ihre Ziele ( z.B. „Mission ICH“)
  • Praktikumsaufgaben werden mit Schüler:innen im Vorfeld geklärt; ebenso Verhaltensregeln und „Knigge“. Es gibt unterschiedliche Materialien, die Anregungen liefern können – siehe „Wo finde ich weiterführende Informationen?“

Durchführung

Die Schüler:innen sind im Praktikum, die Lehrkräfte haben „frei“. Das ist natürlich Unsinn. Es gibt viel zu tun – v.a. die Pflege der Kooperationsbeziehungen zu den Unternehmen und Praxisorten, denn Praktikaplätze werden jedes Schuljahr benötigt. Auch der Kontakt zu Elternhäusern und Schüler:innen ist wichtig, v.a. dann wenn es „Probleme“ am Praktikumsort gibt.

Schul- & Personal-Ebenen

  • Lehrkräfte müssen für den Besuch der Schüler:innen an ihren Praktika-Orten freigestellt werden: Gespräche mit Schüler:innen und Betreuer:innen (auch: Klärung von „schwierigen“ Situationen für Schüler:innen/für Betreuer:innen)
  • Schüler:innen, die aus spezifischen Gründen nicht am Praktikum teilnehmen, nehmen am Unterricht anderer Klassen teil.
  • Finden von Ersatzlösungen für Schüler:innen, die ihr Praktikum abbrechen bzw. den Praktikumsplatz wechseln wollen.

 

Unterrichts-Ebene

  • Schüler:innen werden (z.B. über it’slearning) an ihre Praktikumsaufgaben erinnert, Termine für eine Praktikumspräsentation bzw. über die Abgabe von Praktikumsberichten sind bekannt gegeben

Nachbereitung

Die Nachbereitung der Praktika ist – neben einer fundierten Vorbereitung das „A&O“ – ohne Nachbereitung drohen die Erkenntnisse zu verloren zu gehen.

 

Schul- & Personal-Ebenen

  • ausreichend Zeit für die Auswertung einplanen: Klassenleiter-/Fachunterrichtsstunden (in manchen Schulen erfolgt die Praktikumspräsentation in Form einer Messe, zu der jüngere Schüler:innen eingeladen werden)
  • Eltern einbinden – z.B. Einladen zur Praktikumspräsentation oder ein Info-Brief, den Schüler:innen selbst verfassen

 

Unterrichts-Ebene

  • Für die Auswertung des Praktikums sollten konkrete Schwerpunkte gesetzt werden: Wichtig sind neben Erkenntnissen über die Arbeits-/Berufs- und Wirtschaftswelt vor allem Kenntnisse, die die Schüler:innen über sich gesammelt haben: Was habe ich über mich gelernt? Was habe ich zum ersten Mal gemacht? Kann ich mir eine berufliche Tätigkeit in dieser Branche / in diesem Unternehmen vorstellen? Was kann ich mir stattdessen vorstellen? Welche Schlussfolgerungen ziehe ich für mein nächstes Praktikum, welche für meine weitere Berufliche Orientierung?
  • Es gibt unterschiedliche Materialien, die Anregungen liefern können - siehe „Wo finde ich weiterführende Informationen?“

Partner & Unterstützende

Die meisten Unternehmen bieten auf Nachfrage Praktikumsplätze an.

Sollte dies nicht ausreichen, sind folgende Institutionen gute und hilfreiche Ansprechpartner:

Außerdem gibt es verschiedene Internetseiten, für die Suche nach Praktikumsplätzen:

 

Autorenkennzeichnung
Dr. Claudia Kalisch, Jörg Friese, Thomas Bohn
Universität Rostock, Institut für Berufspädagogik
29. Mai 2024