Pädagogische Zielsetzungen und Umsetzungsoptionen
Das Betriebspraktikum stellt eine Form des handlungsorientierten Lernens an einem außerschulischen Lernort dar und ermöglicht tiefere Einblicke in die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen und Anforderungen der Wirtschafts- und Arbeitswelt. Die Bezeichnung Betriebspraktikum muss hier keineswegs eng ausgelegt werden – gemeint sind gleichermaßen profit- und non-profit-Institutionen, soziale Einrichtungen, Verwaltung und Behörden, Vereine und Verbände.
Anliegen ist es, dass die Schüler:innen möglichst vielfältige Praxiserfahrungen in selbst gewählten Arbeits- und Berufsfeldern sammeln. D.h. sie tauchen in berufliche Tätigkeiten, Arbeitsprozesse, Kunden-/Patientenbeziehungen, Lieferketten etc. ein und setzen sich mit den jeweils verbundenen Themen und Anforderungen auseinander. Darüber hinaus geht es darum, dass sich die Jugendlichen in dieser Umgebung erleben und fragen können, „Wäre dies ein Arbeitsumfeld, in dem ich später einmal wirksam sein möchte?“, „Wie komme ich dahin?“, „Was benötige ich hierfür?“ oder auch „Was stößt mich ab?“, „Was benötige ich stattdessen?“ usw. In diesem Sinne fördert ein (betriebliches) Praktikum die Berufswahlentscheidung.
Arten & Formen von Betriebspraktika
Schülerbetriebspraktika werden in der Regel in folgenden Klassenstufen durchgeführt:
Es gibt unterschiedliche Arten und Formen von Betriebspraktika (siehe Tabelle ), die jeweils unterschiedliche Einblicke ermöglichen und daher idealerweise kombiniert werden, z.B. indem in den einzelnen Jahrgangsstufen jeweils andere Varianten angeboten werden.
Zeitliche Gestaltung
Blockpraktika | Praxislerntage | |
Formen der Ausgestaltung | ein-/mehrwöchige Praktika in der Schulzeit/in den Ferien |
Tagespraktika an einem festen Wochentag über ein halbes Schuljahr/ein Trimester |
Vorzüge aus pädagogischer Sicht | kompakte Einblicke innerhalb kurzer Zeit, z.B. in Arbeitsabläufe, die in einer Woche in einer Einrichtung anfallen: Meetings zu Wochenstart, Erledigung der Aufgaben über den Wochenverlauf, Abschluss zum Ende der Woche | Einblicke über einen längeren Zeitraum, z.B. inwiefern sich Aufgaben im (Halb-) Jahresverlauf verändern Die Schüler:innen erhalten mehr Zeit sich mit dem jeweiligen Praktikumsort auseinander zu setzen, sie sind jede Woche vor Ort, setzen sich demnach über einen längeren Zeitraum mit den Themen auseinander, erleben sich über einen längeren Zeitraum vor Ort, trauen sich ggf. mehr zu etc. |
Was bevorzugen Institutionen/ Betriebe? | Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Beide Formen haben auch für die Institutionen, die Praktikant:innen aufnehmen, jeweils spezifische Vor- oder ggf. Nachteile. Wie diese gewichtet und bewertet werden, ist unterschiedlich. So ist es manchmal intern leichter, sich von einer Woche zur nächsten neue Aufgaben für eine Praktikantin zu überlegen als für zwei Wochen am Stück. Für eine andere Institution ist es wiederum einfacher, für einen Zeitraum von xx Wochen eine interne Praktikumsbetreuung zu finden. In jedem Fall stellen Praktika für Unternehmen eine Möglichkeit dar, langfristig Personalrekrutierung zu ermöglichen. | |
Was muss ggf. aus Schulsicht berücksichtigt werden? | Praktikumswochen müssen im Schuljahresplan berücksichtigt werden. Für einen Besuch der Schüler:innen an ihren Praktikumsplätzen muss Lehrkräften Zeit eingeplant werden. | Praktikumswochen müssen im Schuljahresplan berücksichtigt werden. Für einen Besuch der Schüler:innen an ihren Praktikumsplätzen muss Lehrkräften Zeit eingeplant werden. |
Inhaltlicher Schwerpunkt
Orientierungspraktikum
Einblicke in wechselnde Arbeitsfelder in kurzer Zeit, um einen Überblick zu erhalten und sich im Anschluss für ein Erprobungspraktikum in einem ausgewählten Arbeits-/Berufsfeld zu entscheiden
Erprobungspraktikum
Eintauchen in ein Arbeitsfeld zur Überprüfung eines Berufswunsches bzw. zum Erleben beruflicher Anforderungen an verschiedenen Arbeitsplätzen einer Berufsgruppe
Kontrastpraktikum
Kennenlernen und Erleben eines Arbeits- bzw. Berufsfeldes, das bislang nicht auf der Wunschliste stand, um andere Arbeitswelten kennenzulernen und gewissermaßen den eigenen Horizont zu erweitern
siehe u.a.: Köck, Michael: Basisqualifikationen Berufsorientierung und -beratung. Ein Lehr- und Übungsbuch für Akteure am Übergang Schule-Beruf. Bad Heilbrunn 2018.
Diese Maßnahmen fallen nicht unter Betriebspraktikum
- Betriebserkundung
- „Betriebscasting“ oder ähnliche Maßnahmen des Programms „Außerschulische Berufsorientierung“ (BOM) der Bundesagentur für Arbeit
- „Werkstatttage“ – als eine spezifische Form der Berufsfelderkundung, die bei einem Bildungsträger durchgeführt werden
Alle diese Maßnahmen ermöglichen zwar ebenfalls Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt, verfolgen jedoch andere pädagogische Zielsetzungen und ersetzen demnach kein Betriebspraktikum in dem o.g. Sinne.