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Unterricht klischeefrei gestalten

Klischeefreie Materialien

Die Auswahl der Unterrichtsmaterialien spielt eine zentrale Rolle für die Gestaltung einer inklusiven und klischeefreien Lernumgebung. Materialien beeinflussen nicht nur, wie Schüler:innen Inhalte aufnehmen, sondern auch, wie sie sich selbst und andere in verschiedenen Rollen sehen. Oftmals spiegeln traditionelle Darstellungen in Unterrichtsmaterialien, etwa durch die Verwendung des generischen Maskulinums oder die Zuteilung stereotypischer Geschlechterrollen, die Vielfalt unserer Gesellschaft nicht  angemessen wider. Es ist entscheidend, Materialien zu nutzen, die eine breite Palette von Geschlechtsidentitäten und Lebensrealitäten abbilden. Der gezielte Einsatz klischeefreier Materialien unterstützt nicht nur die Förderung von Gleichstellung, sondern ermutigt Schüler:innen, ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten unabhängig von Geschlechterstereotypen zu erkunden. Indem Sie auf vielfältige und inklusive Materialien achten, fördern Sie das Selbstbewusstsein und die Identifikation der Lernenden mit sich und ihren eigenen Stärken.
 

Checkliste
  • In meinen Materialien achte ich darauf, vielfältige Menschen mit verschiedenen Geschlechtsidentitäten, Herkünften und Körpertypen zu zeigen.
  • Klischeehafte Darstellungen von Frauen und Männern in traditionellen Rollen werden in meinen Materialien vermieden.
  • In meinen Materialien wird eine geschlechtergerechte Sprache verwendet, um alle Geschlechter anzusprechen und einzubeziehen.
  • Jungen und Mädchen werden in meinen Materialien in unterschiedlichsten Tätigkeiten und Rollen dargestellt.
  • Meine Materialien präsentieren eine Vielfalt von Berufen und Perspektiven, die jenseits traditioneller Geschlechterzuordnungen liegen.
  • Ich achte darauf, dass nicht-binäre und intergeschlechtliche Personen in meinen Materialien repräsentiert werden.
  • In meinen Materialien werden auch vielfältige Darstellungen von Beziehungen, Familienstrukturen und Lebensweisen gezeigt.
  • Ich nehme mir regelmäßig Zeit, um meine Materialien auf Stereotypen und Klischees zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten.

Klischeefreie Sprache

Eine geschlechtergerechte Sprache ist essenziell für eine klischeefreie berufliche Orientierung. Sprache erzeugt Bilder in unseren Köpfen. Hören oder lesen wir das Wort “Handwerker” haben wir das Bild eines männlichen Handwerkers im Kopf. Hören wir das Wort “Ärztin” sehen wir eine Frau. Junge Menschen identifizieren sich eher mit Bildern ihrer eigenen Geschlechtsidentität. Darum ist es wichtig in der Sprache darauf zu achten, geschlechtsneutral zu reden und alle einzubeziehen. In unserer alltäglichen Sprache verwenden wir beim Reden oft nur die männliche Form (generisches Maskulinum), z.B. indem wir sagen “die Lehrer” oder “die Teilnehmer”. Das macht die Sprache zwar kürzer, schließt aber auch viele Menschen aus und kann zu Benachteiligung führen. Eine geschlechtergerechte Sprache ist der Schlüssel, um alle Schüler:innen gleichermaßen einzubeziehen.

Wie das geht? Das erfahren Sie in unserer Handreichung   “Sprache klischeefrei gestalten”

Checkliste
  • Ich achte in schriftlichen Anreden darauf, Schüler:innen jeden Geschlechts gleichermaßen anzusprechen.
  • In meinem Unterricht achte ich darauf, Schüler:innen jeden Geschlechts gleichermaßen anzusprechen und einzubeziehen.
  • Ich vermeide in meiner alltäglichen Sprache das generische Maskulinum und verwende stattdessen geschlechtsneutrale Formen.
  • Ich vermeide Formulierungen, die traditionelle Geschlechterrollen reproduzieren (z.B. “Feuerwehrmänner” oder “Krankenschwester”)
  • Ich ermutige meine Schüler:innen, über Sprache und deren Bedeutung nachzudenken.
  • Ich reflektiere regelmäßig meine eigene Sprachpraxis und deren Auswirkung auf die Wahrnehmung meiner Schüler:innen.
  • Ich bin mir meiner Rolle als Vorbild bewusst und strebe an, geschlechtergerechte Sprache aktiv im Schulalltag anzuwenden.
  • Ich fördere eine Lernumgebung, in der sich alle Schüler:innen angesprochen und respektiert fühlen.

Klischeefreier Unterricht

Berufliche Orientierung ist nicht nur auf den AWT-Unterricht beschränkt, sondern findet fächerübergreifend statt. Es ist daher für eine klischeefreie Berufliche Orientierung notwendig, den Unterricht in allen Fächern klischeefrei und gendersensibel zu gestalten. Ein inklusives Lernumfeld fördert nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern schafft auch gleiche Chancen für Lernende jeden Geschlechts, ihre Interessen und Talente in allen Fächern abseits traditioneller Geschlechterrollen zu entdecken und weiterzuentwickeln. Im Folgenden finden Sie einige Punkte, auf die Lehrkräfte achten können.

  • Alle Schüler:innen einbeziehen
    Aufgrund verinnerlichter Geschlechterrollen kann es manchmal passieren, dass Jungen in MINT-Fächern stärker einbezogen werden als Mädchen, während Mädchen in SAGE-Fächern bevorzugt adressiert  werden. Lehrkräfte sollten darauf achten, alle Lernenden unabhängig von ihrem Geschlecht in Themen und Aufgaben einzubinden. Dies umfasst auch eine bewusste nonverbale Kommunikation  wie beispielsweise den Augenkontakt.

  • “Geschlechtsuntypische” Kompetenzen bestärken
    Jungen und Mädchen brauchen manchmal einen extra Anstupser, wenn es darum geht, Interessen oder Kompetenzen in "geschlechtsuntypischen" Fächern zu zeigen und weiterzuentwickeln. Lehrkräfte können das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken, indem sie gezielt positives Feedback geben und Unterstützung bei der Überwindung von Herausforderungen anbieten.

  • Geschlechterstereotype thematisieren: Offene Diskussionen über Rollenbilder von Männern und Frauen sowie deren Auswirkungen schaffen ein Bewusstsein dafür, dass Unterschiede zwischen den Geschlechtern zum größten Teil sozial konstruiert sind. Indem Geschlechterklischees im Unterricht thematisiert und hinterfragt werden, können Mädchen und Jungen lernen, ihre eigene Geschlechterrolle zu reflektieren und Vorurteile zu überwinden. Im Internet finden Sie neben den Unterrichtsmaterialien von Gender@School auch viele weitere Unterrichtsmethoden, die konkret entworfen wurden, um Geschlechterstereotype im Unterricht zu hinterfragen (z.B. www.gender-at-school.de & www.klischee-frei.de)

  • Gleichwertige Beteiligung garantieren: In Gruppenarbeiten und Diskussionen sollten Lehrkräfte darauf achten, dass sowohl Jungen als auch Mädchen gleichwertig Gelegenheit haben, ihre Meinungen und Ideen zu äußern. Dies gelingt z. B.  durch aktives Auffordern und das Schaffen einer offenen Kommunikationskultur, in der vielfältige Sichtweisen wertgeschätzt werden.


  • Role Models zeigen: Indem Sie "geschlechtsuntypische" Role Models (Vorbilder) präsentieren, die in Ihrem Fach/Thema erfolgreich sind, zeigen Sie den Lernenden, dass Fähigkeiten und Interessen nicht an das Geschlecht gebunden sind. Solche Vorbilder ermutigen dazu, eigene Ambitionen zu verfolgen und stereotype Vorstellungen abzubauen.

  • Begeisterung fördern: Lehrkräfte können kreative und abwechslungsreiche Lehrmethoden einsetzen, um das Interesse aller Schüler:innen zu wecken. Dies kann durch interaktive Projekte oder praktische Anwendungen geschehen, die alle Geschlechter gleichermaßen ansprechen. Organisieren Sie Projekte und Workshops, die in unterschiedlichsten Tätigkeits-/Themenfeldern Raum zum Ausprobieren schaffen.

  • Eltern einbeziehen: Lehrkräfte können Eltern in ihre Bemühungen einbeziehen, um ein unterstützendes Netzwerk für die Schüler:innen zu schaffen. Informationsveranstaltungen oder Workshops können dabei helfen, das Bewusstsein für klischeefreie Bildung zu schärfen.

Durch die Umsetzung dieser Punkte können Lehrkräfte eine klischeefreie Lernumgebung schaffen, die das Potenzial aller Schüler:innen entfaltet und ihnen hilft, ihre individuellen Talente zu entdecken und zu entwickeln.