Was kennzeichnet Berufswahl und berufliche Entwicklung?
Psycholog:innen, Soziolog:innen und (Berufs-)Pädagog:innen beschäftigen sich schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts mit Fragen wie:
- Wie finden Menschen die für sie passenden Berufe?
- Wie verläuft eigentlich Berufswahl?
- Wann beginnt sie? Wann hört sie auf?
- Durch welche Faktoren wird sie in welcher Form beeinflusst?
- Handelt es sich bei der Berufswahl um einen biografisch einmaligen Vorgang, oder vielmehr um eine Entscheidung, die in der beruflichen Entwicklung immer wieder neu getroffen wird?
- Und wie lässt sich berufliche Entwicklung gut begleiten?
Psychologischer Blick: Entwicklungsaufgabe im Jugendalter

Was sind zentrale Erkenntnisse der Berufswahlforschung?
- Berufswahl ist ein mehrjähriger Prozess, der in der frühen Kindheit durch das Aufwachsen in einer erwerbs- und berufsförmig organisierten Gesellschaft beginnt.
- Ein großer Teil der Ein- bzw. Ausgrenzung beruflicher Optionen erfolgt unbewusst. Sozialisation und Erziehung spielen hierbei eine große Rolle.
- Individuen sollten zwei komplexe Bereiche in den Blick nehmen: Auf der einen Seite geht es darum, sich individuelle Interessen, Wünsche und Fähigkeiten sowie familiär- und milieugeprägte Werte und Erwartungen bewusst zu machen. Auf der anderen Seite gilt es, Gegebenheiten und Anforderungen der Arbeitswelt kennenzulernen bzw. zu kennen. Beide Bereiche müssen dann aufeinander abgestimmt werden: Welche Berufe passen zu mir? Welche Bildungs- und Berufswege sind möglich? Welche traue ich mir zu? usw.
- Wissenschaftlicher:innen sprechen von beruflicher Entwicklung und beruflicher Laufbahn, um zu verdeutlichen, dass Berufswahl kein einmaliges Ereignis, sondern ein lebensbegleitender Prozess ist, der erst mit dem Eintritt in den Ruhestand endet.
- Berufswahlen lassen sich als nicht-lineare, d.h. zirkuläre Suchbewegung beschreiben: Optionen entwickeln, in Betracht ziehen, abwägen, wählen bzw. abwählen und aufgrund von Erfahrungen Optionen neu ausloten, …
- Berufswahl ist ein höchst komplexer Prozess. Es gibt eine Vielzahl an endogenen (d.h. in der Person liegenden) und exogenen (in der Gesellschaft/im Umfeld liegenden) Faktoren, die die Berufswahl beeinflussen.
- Berufswahl ist individuell: Jedes Individuum ist Gestalter:in des eigenen Lebensweges: Lebensentwürfe, die Bewertung von Erfahrungen in der Arbeits- und Berufswelt und auch Wege der Auseinandersetzung sind höchst individuell, so dass auch hier gilt: Jede:r steht an einem anderen Punkt. Die Begleitung von Berufswahlprozessen muss sich hierauf einstellen.
Soziologischer Blick: Ergebnis eines Sozialisationsprozesses
